Manchmal kommt man auf verrückte Ideen.
Ich hab in letzter Zeit viel über die Saftkuren gelesen, weil es gerade so ein Trend ist, aber auch weil ich irgendwie etwas verändern wollte. Ich hab mich oft schlapp und träge gefühlt und irgendwie war da keine wirkliche Energie mehr. Kaum hab ich mch über die Saftkur informiert, hat es mich sofort gereizt. Ich wollte einfach wissen, was sich verändert und ob ich überhaupt in der Lage bin so etwas drei Tage durchzuziehen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich eigentlich für mein Leben gerne esse und nur schwer auf irgendwas verzichten kann.
Nach reiflicher Überlegung hab ich es dann aber doch gewagt und mich über die verschiedenen Hersteller in München informiert bzw. mir Gedanken gemacht, ob ich mir die Säfte selbst herstellen soll. Nachdem ich aber keinen Mixer besitze und mir jetzt auch nicht unbedingt deswegen einen anschaffen wollte, habe ich mich für den Kauf entschieden. Regional sollte es sein und am Liebsten Bio. Nach ewigem hin und her bin ich auf Antidote gestoßen und war überzeugt, dass es die sein sollen. Noch relativ unbekannt, aber preislich überzeugend und alles Bio, Jawoll. Genau das, was ich gesucht habe.
Zusätzlich hat mich aber auch Yuicery gereizt, weil die nun mal sehr bekannt sind und ich viele Bewertungen darüber gelesen habe, wo Menschen geschrieben haben, dass das die beste Saftkur ist, die sie je gemacht haben. Außerdem ist da für den Abend eine Mandelmilch dabei, die etwas länger sättigen soll. Da ich besonders Abends angst hatte schwach zu werden, entschied ich mich letztlich für Yuicery. Der ausschlagebende Punkt war aber, dass es gerade einen 20% Code gab. Andernfalls wäre es mir echt zu teuer gewesen.
Ich bestellte also meine Saftkur für 3 Tage und wartete Dienstags morgens gespannt, dass mein Paket geliefert wurde. Um 10:30 Uhr war es soweit und ich konnte meine Flaschen auspacken. Im Paket selbst war leichtes Chaos, aber was solls :-). Es waren zwei Kühlakkus dabei und alles noch sehr kalt.
Tag 2 und 3 wurden im Kühlschrank verstaut, Tag 1 wanderte direkt in meine Kühltasche für die Arbeit.
Ab jetzt hieß es jeden Tag 6 Säfte a 330ml trinken und komplett auf Essen verzichten.
Tag 1
Der erste Tag war mit Abstand der schlimmste für mich. Ich fing um 11 Uhr mit dem ersten Saft an und ab dann im 2 Stunden Takt folgte einer dem anderen. Geschmeckt haben alle ganz ok. Ehrlich gesagt hat mich keiner wirklich vom Hocker gehauen, der einzige, den ich positiv erwähnen möchte, ist Saft Nr. 3, der so abartig sauer ist, dass es einem alles zusammen zieht, der aber auch gleichzeitig meinen Hungr komplett gestillt hat.
Mein erstes Tief hatte ich gegen 14:30 Uhr, mein Bauch langsam ultra leer und alle anderem im Büro genüsslich am Essen schaufeln. Die ersten Zweifel fingen an, warum ich mir das angetan hatte und ob ich das wirklich durchhalten konnte. Ich machte tapfer weiter, hauptsächlich dank Saft Nr. 3, der mich um 15:00 Uhr völlig auf Fahrt brachte und den Hunger wie weggeflogen machte.
Das zweite Tief folgte abends, gegen 20:30 Uhr. Wieder extrem Hunger und richtige Vorfreude auf Saft Nr. 6 die Madelmilch, weswegen ich ja Yuicery auch überhaupt gewählt hatte. Dann die große Enttäuschung. Überhaupt nicht meins, viel zu stark verdünnt und absolut nicht schmackhaft. Ich quälte den Saft in mich rein und war nur noch gefrustet. Ich hatte Hunger und keine Lust mehr. Ich haderte eine halbe Stunde mit mir, ob ich nicht einfach einen Berg Nudeln koche und alles über den Haufen werfe.
Nachdem ich bei dem Mister und einer sehr guten Freundin mein Leid geklagt hatte und mir beide Mut machten, dass ich das schaffe und es bereue, wenn ich jetzt aufhöre, zog ich es schließlich doch durch. Meine große Rettung war die Gemüsebrühe. Nie hätte ich es für möglich gehalten, aber es war das schmackhafteste, was ich je „gegessen“ hatte. Durch die kühlen Säfte und das nichts Essen war mir den ganzen Tag über extrem kalt und die Brühe wärmte und schmeckte fantastisch. Danach war jeder Frust vergessen und ich konnte super einschlafen.
Tag 2
Tag 2 war wesentlich besser. Langsam gewöhnte ich mich daran Saft zu trinken und mir machte es auch nicht mehr so viel aus, wenn andere aßen. Klar hatte man zwischendurch Hunger, aber es war irgendwie normal geworden. Der Tag verging wie im Flug. Die Säfte fand ich immer noch nicht wirklich leckerer, aber ich musste mich auch nicht quälen. Wie sagt man so schön: „Der Hunger treibt’s rein“. Komischerweiße fand ich am 2ten Tag die Mandelmilch nicht mehr ganz so schlimm abends, jetzt auch nicht super lecker, aber ich konnte sie ohne angewidert zu sein, trinken. Auch hier gabs noch mal eine Gemüsebrühe hinterher, weil sie am ersten Tag so super geschmeckt hatte und mir immer noch kalt war. Geschmacklich hätte ich sie am 2ten Tag nicht mehr unbedingt gebraucht, aber ich hatte irgendwie Gelüste. Trotzdem überlegte ich den ganzen Tag, was ich an Tag 4 alles Essen würde, wenn ich endlich wieder dürfte.
Tag 3
War der leichteste Tag für mich. Ich hatte viel weniger Hunger und kam locker mit den Säften über den Tag. Ich musste mich teilweise sogar quälen den nächsten zu trinken, weil ich einfach satt war und es machte mir auch nichts, wenn andere aßen. Ich wollte nichts. Selbst die Gemüsebrühe ließ ich abends weg, weil ich nach der Mandelmilch vollkommen bedient war. Die fand ich an Tag 3 übrigens wieder relativ ecklig :-). Was bei mir an Tag 3 dazu kam, war leichter Schwindel. Ich fühlte mich schlapp und irgendwie war jeder Schritt unendlich anstrengend. Mir fehlte so richtig die Energie, so dass ich mich so wenig wie möglich bewegt habe, um durchhalten zu können.
Tag 4
Ich hab es geschafft, ich hab es tatsächlich geschafft und ich hätte es nie für möglich gehalten. Schon gar nicht nach Tag 1. Doch statt Erleichterung fiel ich an Tag 4 erstmal in ein regelrechtes Loch. Ich wachte morgens auf und mir war immernoch schwindelig. Klar, immernoch nichts gegessen und dann kam die Frage auf, was ich überhaut essen sollte. Ich war kurz deprimiert, weil ich mich 3 Tage auf diesen Moment gefreut hatte und plötzlich nichts lieber als einen Saft wollte. Nicht weil er so unfassbar gut geschmeckt hatte, sondern weil es einfach war. Ich wusste was zu tun ist und musste mir keine Gedanken machen. Ich hatte plötzlich Angst wieder zu essen und damit meinen Magen zu überfordern. Ich startete mit einem kleinen Hafermüsli. Ich aß 3 Löffel und war satt. Komisches Gefühl. Ich beschloss zur Arbeit zu gehen und einfach abzuwarten, was passierte. Mittags stellte sich dann doch der Hunger ein, ich hatte ja auch keine Säfte mehr getrunken. Irgendetwas musste her. Ich holte mir eine Tomatensuppe. Beste Entscheidung. Die lag nicht zu schwer in meinem Bauch und schmeckte Hervorragend. Danach fühlte ich mich wie Neugeboren. Nach und nach verabschiedete sich der Schwindel und ich fühlte mich nicht mehr Elend sondern Spritzlebendig. Nach der Arbeit ging ich einkaufen und kaufte alles, worauf ich mal wieder richtig Lust hatte. Auch Abends blieb die Portion relativ überschaubar, aber dafür konnte ich es umso mehr genießen.
Fazit
Die Saftkur ist eine wirklich krasse Erfahrung, die ich jedem ans Herz legen kann. Sucht euch eine Woche aus, in der es weniger hektisch zugeht. Bei mir war z.B. der Mister geschäftlich unterwegs, wäre er zu Hause gewesen, hätte ich mit Sicherheit nicht durchgehalten. Ihn ununterbrochen vorm TV snacken zu sehen, hätte mich mit Sicherheit fertig gemacht. So war es ideal, weil ich mich völlig auf mich konzentrieren konnte.
Die Saftkur bringt einen dazu ganz anders über Lebensmittel nachzudenken und Essen ansich viel mehr wertzuschätzen. Selbst jetzt, Tage nach der Kur, höre ich auf zu Essen, wenn ich satt bin und genieße jeden Bissen. Davor gabs oftmals noch eine Portion, weil es halt gerade so lecker war, so dass ich mich danach völlig überfüllt gefühlt habe. Es war kein richtiges Maß vorhanden, es war einfach normal, dass etwas zu Essen da ist.
Durch die Saftkur habe ich aber nicht nur diese Sichtweiße verändert sondern bin durch und durch positiver geworden. Ich fühle mich viel fitter und in der Lage alles zu schaffen. Außerdem bin ich unendlich stolz. Stolz auf mich, weil ich das für mich machen wollte und letztlich auch durchgezogen habe, auch wenn es zwischenzeitllich wirklich hart war.
Ich würde die Saftkur auf jeden Fall noch einmal wiederholen, allerdings nicht in nächster Zeit und vielleicht auch nur einen oder zwei Tage. Die Klatsche an Tag 4 mit völliger Überforderung und den Schwindelanfällen war mir dann doch zu viel. Es hat mir etwas Angst gemacht, wie schnell man vielleicht auch in so einen Kreislauf kommen kann, in dem man dann nur noch sehr sehr wenig oder gar nichts mehr isst oder essen kann. Gerade wenn man wie ich, eh schon relativ schlank ist. Die Intention dahinter war schließlich nie, abzunehmen, sondern sich einfach mal von dem alltäglichen Völlegefühl zu lösen und den Fokus auf andere Dinge zu lenken. Ich denke, dass funktioniert auch bei 1-2 Tagen schon. Zumal ich die krasse Erfahrung ja jetzt schon einmal gemacht habe.
Ich würde beim nächsten Mal zudem nicht noch einmal Yuicery wählen. Ich glaube man zahlt hier auch sehr viel für die Marke mit und der Geschmack hat mich letztlich nicht überzeugt. Bei der nächsten Saftkur möchte ich entweder Antidote ausprobieren oder doch in einen Mixer investieren und mir für die 2 Tage einfach alles vorher fertig mixen. Dann kann ich auch mit den Sorten varrieren und muss nicht zwingen Rote Beete trinken, wenn mich das anwidert :-).